Die Feierlichkeiten und der Kult rund um den ersten Shincha in Japan sind in etwa vergleichbar mit dem ersten Jungwein hierzulande – dem Primeur in Frankreich, dem Vino joven in Spanien, dem Novello in Italien oder dem Heurigen in Österreich.
Eigene Shincha-Feste in den Anbauorten besitzen oft über Jahrhunderte Tradition. Jeder Teehändler, der etwas auf sich hält, serviert den frischen Tee. Ja, sogar spezielle Pop-Up-Lokale werden eröffnet, in denen fast nur der junge Shincha ausgeschenkt wird. Auf mehrtägigen Volksfesten und Märkten in nahezu jeder größeren Stadt präsentiert man und trinkt jeder den jungen Grüntee. Der Beste wird gewählt und ausgezeichnet.
Achtung, fertig: Shincha! Der erste Shincha ist ein sehr begehrter Genuss.
Danach wandert die Shincha-Ernte immer weiter bis zum nördlichsten Teeanbaugebiet Ibaraki – von Tokio circa 100 km in Richtung Norden. Dort wird der Shincha erst gegen Ende Juni gepflückt.
Shincha – einzigartige Farbe, einzigartiger Genuss
Shincha – einzigartige Farbe, einzigartiger Genuss
Selbst, wenn Japan zu den größeren Teeanbaugebieten zählt, so ist insgesamt gesehen der Shincha sehr limitiert. Zumal circa die Hälfte der ersten Ernte in Japan bleibt. Weltweit steigt das Interesse und die Nachfrage Jahr für Jahr.
Früher sagte man, Shincha behält seine perlige Frische, seine Umami-Aromen und den etwa doppelt so hohen Feuchtigkeitsgehalt (circa 5 %) nur wenige Wochen nach der Ernte. Und nur in dieser Zeit offenbart ein Shincha seinen einzigartigen Genuss.
Mit modernen Kühlanlagen, geschlossenen Kühlketten oder speziellen Vakuumverpackungen lässt sich die frische Spritzigkeit und die Haltbarkeit eines Shinchas etwas verlängern.
In der Praxis jedoch wird Shincha nur bis zum Sommer angeboten – also maximal zwei bis drei Monate. Dann ist Shincha entweder ausverkauft oder der Shincha wurde zu einem ‚normalen‘ Grüntee (meist Sencha) mit circa 2 % Feuchtigkeit. Die besonderen spritzigen und einzigartigen Shincha-Aromen sind dann ‘verdunstet‘.
Um das aromatische Mundgefühl eines spritzig-frischen Shinchas zu erleben, muss man sich dann ein Jahr gedulden. Und hoffen, dass der neue Shincha im nächsten Jahr genauso einzigartig schmeckt wie der diesjährige.
Tja, die guten Dinge im Leben sind eben oft etwas seltener.