Eine Frage der Energie: Tee oder Kaffee?
Trinkt man einen Kaffee schnellt die Energiekurve steil nach oben. Kaffee kickt. Nach dem Hoch fällt der Energiepegel jedoch schneller wieder ab. In meiner Zeit als Kaffeetrinker war dieser Down-Effekt zuerst nur durch noch mehr Kaffee aufzufangen. Danach half einzig mehr Kaffee plus Extra-Zucker. Mit der Konsequenz eines verstimmten Magens, einer nervösen Unruhe und ein paar Zusatz-Kilos, die nicht hätten sein müssen.
Das Koffein vom Tee (Teein genannt) entwickelt sich etwas langsamer und hält bedeutend länger. Die Wirkung von Tee bleibt lange stetig gleich und fällt nicht abrupt ab, sondern schleicht angenehm aus – ohne weitere Nebenwirkungen. Belebenden Tee kann man den ganzen Tag genießen. Man bleibt angeregt ‘und‘ gelassen, ist gleichzeitig konzentriert und souverän.
Kein Wunder, dass buddhistischen Mönche während ihrer tage- und wochenlangen Meditationen Tee trinken – und keinen Kaffee. Vom mentalen Standpunkt aus lässt sich feststellen:
Kaffee verhält sich zu Tee wie der 100-Meter-Sprinter zum Marathonläufer.
Tee oder Kaffee: der Medizin-Check
Tee im Allgemeinen und vor allem grüner Tee sowie
Matcha ist reich an gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen.
Grüner Tee unterstützt die Leistung des Gehirns, fördert die Fettverbrennung und kurbelt allgemein den Stoffwechsel und die gesamte Leistungsfähigkeit an. Antioxidantien sollen positiv bei Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Diabetes Typ2, Schlaganfällen sowie Alzheimer wirken. Auch Zahnärzte und Kieferchirurgen schätzen Tee: Tee begünstigt eine gesunde Mundflora, schützt das Zahnfleisch und beugt gegen Karies vor.
Und die wissenschaftliche Forschung vermutet, dass grüner Tee allgemein das Leben verlängert. Die Langzeitstudien laufen hier noch, die brauchen etwas länger.
Kaffee wird auch die eine oder andere gesundheitsfördernde Wirkung nachgesagt. Aussagekräftige Studien mit besonders gesundheitsfördernden Eigenschaften liegen zu Kaffee jedoch nicht vor.
Tee oder Kaffee? Die Diagnose ist eindeutig:
Der Medizin-Check geht zu Null an den Tee. Ist Kaffee exklusiver als Tee?
Bei über 3000 verschiedenen Teearten findet jeder seinen Lieblingstee. Passionierte Tee-Genießer achten und schätzen ähnliche Kriterien wie Weinliebhaber.
Die Lage des Teegartens charakterisiert den Geschmack. Der Tee wird beeinflusst vom (Mikro-) Klima, dem Terroir sowie Sonnen- bzw. Schattenstunden. Pflückung, Verarbeitung, Reifung und Lagerung sowie Jahrtausende altes Wissen und Erfahrung erschaffen aus den einzelnen Teesorten einzigartig raffinierte Köstlichkeiten.
Pu Erh, zum Beispiel ist
wie die Champagne eine weltweit geschützte Regionsbezeichnung rund um die Stadt chinesische Stadt Pu Erh. Einige Teebäume dort sind über eintausend Jahre alt. Die
Pu Erh-Tees selbst reifen teilweise über Jahrzehnte und werden hoch gehandelt. 9.000,- Euro/kg sind keine Seltenheit.
Die weltweit exklusivste Kaffeesorte, der ‘Kopi Luwak – Katzenkaffee‘, zu einem Preis von rund 1.000,- Euro/kg könnte man dagegen als Schnäppchen bezeichnen.
Auf dem freien Markt, wo Angebot und Nachfrage entscheiden, wird Tee um ein Vielfaches gehandelt.
Genuss im Alltag
Der Kick zum Frühstück. Oder für zwischendurch - Jetzt brauche ich erst mal einen Kaffee -, versinnbildlicht anschaulich, dass Kaffee eher im Moment genossen wird und etwas für den kurzen Augenblick ist.
Tee hingegen ist Genuss für den gesamten Tag. Durch die Aufbrüh- oder Ziehzeit lässt sich jeder Tee im Geschmack und in der Wirkung Tasse für Tasse ‘modulieren‘. Belebung, Beruhigung, Einschlafhilfe und auch die Verdauung kann durch eine Schale mit dem richtigen Tee beeinflusst ‒ ja fast gesteuert ‒ werden.
Das macht Tee zu dem
idealen Begleiter durch den gesamten Tag, der in jeder Situation für Wohlbefinden sorgt und die gewünschte Stimulanz (beruhigend oder anregend) bietet.
Menschen, die Kaffee vor allem wegen des Kicks und des Koffeingehalts trinken, kann
schwarzer Tee, grüner Tee und im Besonderen
weißer Tee mehr als empfohlen werden. Diese zeichnen sich durch mindestens ähnlich hohe Koffeinwerte wie Kaffee aus – einzelne Teesorten bieten sogar mehr als doppelt so viel Koffein.
Koffeingehalt in Zahlen*:
Kaffee Robusta
1,5 – 3,0 %
Kaffee Arabica
1,2 – 1,5 %
Matcha (Grünteepulver)
1,7 – 3,9 %
Weißer Tee Silverneedle
5,2 – 6,2 %
(*Angaben Koffeingehalt in % Trockenmasse)